Die Stadt Pula

Die Stadt Pula (57.800 Einwohner) ist die größte Stadt auf der Halbinsel Istrien. Diese kroatische Halbinsel wurde nach den Histriern benannt, einem venetischen oder illyrischen Stamm, der sich hier angesiedelt hatte, noch bevor die Römer dieses Gebiet 177 v. Chr. eroberten. Kurz vor Cäsars Ermordung, 46/45 v. Chr. wurde Pula (römisch: Pola, griechisch: Polai) zur römischen Kolonie ernannt. Mit ihren 30.000 Einwohnern entwickelte sich die Stadt schnell zu einem bedeutenden Zentrum für Weinproduktion, Fischerei und Schiffbau und zu einem großen Militär- und Handelshafen. Dieser Hafen war eine wichtige Verbindung zwischen Rom und den Provinzen im Unterlauf der Donau. Im Bürgerkrieg von 42 v. Chr. zwischen dem Zweiten Triumvirat (Octavian, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus) und den Cäsar-Attentätern (Brutus und Gaius Cassius Longinus) stand Pula leider auf der Seite der Verlierer – und wurde deswegen nach dem Sieg Octavians zerstört. Aus dieser Zeit kurz vor der Jahrtausendwende stammt auch eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Pula, der Sergierbogen (Arcus Sergii). Dieser Ehrenbogen wurde 27-29 v. Chr. von den Sergiern errichtet, einem mächtigen römischen Patriziergeschlecht. Er ist in erster Linie Lucius Sergius Lepidus gewidmet, der als Militärtribun in der 29. Legion in der Schlacht von Actium (31 v. Chr.) gekämpft hatte. Das war eine wichtige Seeschlacht, durch die Octavian endgültig die Vorherrschaft im Römischen Reich erlangte. Viele Künstler, einschließlich Michelangelo Buonarotti, haben seitdem ihre Bewunderung für die Schönheit des Sergierbogens in Pula bekundet.

Obwohl die Stadt im Bürgerkrieg auf der Verliererseite stand, konnte Iulia, die Tochter des Kaisers Augustus, ihren Vater später dazu überreden, Pula wiederaufzubauen, unter dem Namen Colonia Pietas Iulia Pola Pollentia Herculanea. Das römische Amphitheater in Pula (27 v. Chr. – 68 n. Chr.) gehört zu den sechs größten römischen Amphitheatern weltweit, die heute noch stehen. Es wurde kurz vor dem berühmten Kolosseum in Rom errichtet und befand sich ursprünglich 200 Meter außerhalb der Stadtmauern. Vor 23.000 begeisterten Zuschauern wurden dort jahrhundertelang Gladiatorenkämpfe (bis zu ihrem Verbot im 5. Jh. n. Chr.) und Tierkämpfe veranstaltet. Das Amphitheater in Pula hat eine elliptische Form, eine Gesamtfläche von 11.466 m² und misst 132,45 Meter bzw. 105,10 Meter im Durchmesser. Die ursprüngliche Höhe der Fassade betrug 32,45 Meter. Im Mittelalter fanden hier Märkte, Ritterturniere und in den Sommermonaten diverse Veranstaltungen unter freiem Himmel statt. Im Untergeschoss befindet sich heute ein Museum, das der Geschichte des Wein- und Olivenanbaus in Istrien in der Römerzeit gewidmet ist.

Der Augustus-Tempel (2 v. Chr. – 14 n. Chr.) ist dem Kaiser Augustus und der Göttin Roma gewidmet. Ursprünglich gehörte dieses Heiligtum zu einem Tempelkomplex, der aus einem Zentralgebäude und aus drei Nebengebäuden bestand. In byzantinischer Zeit diente dieser Tempel mit korinthischen Säulen als Kirche und später auch als Getreidespeicher. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff beschädigt (1944) und von 1945 bis 1947 von italienischen Archäologen restauriert. Heute dient es als Lapidarium für römische Skulpturen.

Während das Zentralgebäude des Tempelkomplexes, zu dem auch der Augustus-Tempel gehört, vollkommen zerstört wurde, konnten bestimmte Teile des benachbarten Diana-Tempels in das mittelalterliche Rathaus (sog. Stadtpalast) integriert werden, das 1296 auf dem Zentralplatz (Forum) gebaut wurde. Die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale wurde an der Stelle des früheren Jupiter-Tempels errichtet, wo sich seinerzeit die ersten Christen versammelt hatten. In Pula wurden die ersten christlichen Kirchen im späten 4. und im frühen 5. Jahrhundert gebaut. In der Antike war Pula eine befestigte Stadt. Damals hatte die Stadt zehn Stadttore, darunter auch das Herkulestor (1. Jh. n. Chr.) und das Doppeltor Porta Gemina (Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.). In Pula befinden sich außerdem zwei römische Theater, was ebenfalls von der damaligen Bedeutung dieser Stadt zeugt. Wir empfehlen Ihnen, einen Spaziergang durch die engen Gassen der wunderschönen Altstadt zu machen, wo Sie zahlreiche Bauwerke aus dem Mittelalter und aus der Renaissance bewundern können. Die byzantinische Kapelle der St. Maria Formosa (6. Jh. n. Chr.) verdient dabei Ihre besondere Aufmerksamkeit, genauso wie die Festung (kroatisch: Kaštel) mit ihren vier Bastionen und die restaurierte Herz-Jesu-Kirche, die heute als Museum, als Galerie und als Konzertsaal dient. Darüber hinaus ist Pula auch für das größte Aquarium in ganz Kroatien bekannt, für das Schifffahrtsmuseum, für das Archäologische Museum Istrien und für das Museum der Zeitgenössischen Kunst Istriens. Schauen Sie auch im Cvajner Kunst-Café vorbei, einem bekannten Treffpunkt für Künstler und Kunstliebhaber, und besuchen Sie die Unterirdische Galerie Zerostrasse (Adresse: Carrarina 3), in der Nähe des Doppeltors Porta Gemini. Der Archäologische Park Nesactium verdient ebenfalls Ihre Aufmerksamkeit, besonders dann, wenn Sie an der Spätantike interessiert sind.

Eine der besterhaltenen römischen Villen in der Nähe von Pula ist die Villa rustica (1. Jh. v. Chr.) auf der Insel Veli Brijun. Diese einst reichlich dekorierte Villa war im Besitz der Familie eines bekannten römischen Politikers und Senators, Laecanius Bassus. Das Anwesen bestand ursprünglich aus mehreren Gebäuden und Promenaden und erstreckte sich bis zur Verige-Bucht. Die Insel Veli Brijun ist die größte der Brijuni-Inseln und gehört zum Brijuni-Nationalpark, in dem zahlreiche ungewöhnliche Pflanzen- und Tierarten leben. Durch die ebenfalls faszinierende Unterwasserwelt führt ein Unterwasserpfad. Zu der römischen Villa führt Sie ein Touristenzug, genauso wie zum Safari-Park, wo sie Zebras, Somaliaschafe, Zebus, Elefanten und Lamas bestaunen können. Darüber hinaus können Sie eine römische Sommerresidenz besichtigen mit einer Olivenöl-Produktionsanlage, mit drei Tempeln, einer antiken „Home Gym”, mit Bädern und einem Fischbecken.

Auf den Brijuni-Inseln (Gesamtfläche: 7 km²) befinden sich zahlreiche historische Denkmäler: eine illyrische Festung, Überreste jungsteinzeitlicher Siedlungen und die archäologische Fundstätte in der Soline-Bucht. Man sollte unbedingt auch das Anwesen des österreichischen Industriellen Paul Kupelwieser besichtigen, der 1893 diese ganze Inselgruppe gekauft hatte, um sie in einen exklusiven Urlaubsort zu verwandeln. Wenn Sie diesen Archipel besichtigen, versuchen Sie, sich vorzustellen, wie das Belvedere Ciprovac einst ausgesehen haben muss! Anfang des 20. Jahrhunderts war es ein Kurhotel und später eine von zahlreichen Residenzen Josip Broz Titos (1892-1980). Ihre 5.000 Jahre alte Geschichte und ihre einmalige Schönheit machen die Brijuni-Inseln zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Name „Brijuni” bzw. seine italienische Variante „Brioni” ist inzwischen sogar in der Modewelt bekannt, dank der erfolgreichen Modemarke Brioni aus Rom, deren Eigentümer ursprünglich von den Brijuni-Inseln stammt.

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