Kein Fluss auf der ganzen Welt durchfließt mehr Länder als die Donau, die seit Menschengedenken West- und Südosteuropa miteinander verbindet. An ihren Ufern oder in ihrer unmittelbaren Nähe leben über 100 Millionen Menschen, die mehr als 20 verschiedene Sprachen sprechen. Daher nimmt es kein Wunder, dass die Donau-Region eines der historisch wichtigsten Gebiete weltweit darstellt. Den Menschen, die sich bereits vor vielen Tausenden Jahren an ihren Ufern angesiedelt haben, bot die Donau die elementare Lebensgrundlage, aber auch zahlreiche Möglichkeiten zur Entwicklung von Handel und Kultur. So errichteten sie im Laufe der Jahrhunderte entlang der Donauufer imposante Bauwerke und wertvolle Kulturdenkmäler, eroberten und besiedelten neue Gebiete und reisten in ferne Länder. Das historische, Kultur- und Naturerbe der Donau-Region spiegelt diese lange und abwechslungsreiche Geschichte wider, aber auch das Leben und Tun der Menschen von heute.

Von der historischen Bedeutung der Donau zeugen die zahlreichen archäologischen Fundstätten an ihren Ufern. Zu den wichtigsten gehören mit Sicherheit die jungsteinzeitliche Fundstätte Vinča in der Nähe der serbischen Hauptstadt Belgrad, die mittel- und jungsteinzeitliche archäologische Fundstätte Lepenski Vir am Eisernen Tor, ebenfalls in Serbien, sowie die Fundstätte Vučedol in Ostkroatien, die aus der späten Kupfersteinzeit stammt.

Obwohl bereits die antiken Griechen ihre Spuren im Donauraum hinterlassen haben, ist es erst den alten Römern gelungen, diese Region nachhaltig zu prägen. Die Donau bildete damals die Grenze des Römischen Reiches zu vielen anderen Völkern, wovon heute noch zahlreiche militärische Anlagen, wie Festungen, Legionslager und Brücken, aber auch zahlreiche zivile Siedlungen und repräsentative Bauwerke zeugen.

In den Zeiten der Kreuzzüge, zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert, war die strategische und wirtschaftliche Bedeutung der Donau ebenfalls erheblich. Sie ermöglichte es den Kreuzfahrern aus Westeuropa, Kleinasien schneller zu erreichen.

Zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert befand sich ein Großteil des Unter- und des Mittellaufs der Donau unter osmanischer Herrschaft. Nachdem das Osmanische Reich im späten 17. und im 18. Jahrhundert schwere territoriale Verluste hinnehmen musste, bildete die Donau bis ins 19. Jahrhundert hinein die Nordgrenze seines immer noch großen Herrschaftsgebietes.

Der Mittel- und der Unterlauf der Donau waren Schauplätze von zahlreichen Schlachten und Kriegen um die Vorherrschaft in diesem Teil Europas. Hier ereigneten sich u. a. die Schlacht bei Nikopolis (1396), die Schlacht bei Mohács (1526), die Erste Wiener Türkenbelagerung (1529), die Schlacht bei Gran (heute Esztergom in Ungarn, 1543), der Lange Türkenkrieg (1591-1606), die Zweite Wiener Türkenbelagerung (1683) und der Große Türkenkrieg (1683-1699).

In manchen Donau-Ländern gibt es bis heute einige Bauwerke und andere Denkmäler aus osmanischer Zeit. In denjenigen Teilen Serbiens, Rumäniens und Bulgariens, die bis ins späte 19. Jahrhundert hinein unter osmanischer Herrschaft bleiben mussten, lassen sich heute noch hie und da osmanische Spuren auffinden, die in anderen Teilen dieser Länder vollkommen fehlen.

Auch das andere große Imperium im Donauraum- das Habsburger Reich konnte einen starken Einfluss auf viele Regionen ausüben. Bis heute prägt die österreichische Barockarchitektur das Stadtbild zahlreicher ungarischer, slowakischer, kroatischer, serbischer und rumänischer Städte.

Im frühen 19. Jahrhundert, im Jahre 1809, fanden in der Nähe von Wien zwei große Schlachten im Fünften Koalitionskrieg (auch: Österreichisch-Französischer Krieg) statt - die Schlacht bei Aspern und die Schlacht bei Wagram. In der Schlacht bei Aspern erlitt Napoleon seine erste Niederlage auf dem Schlachtfeld, besiegte aber dann wenige Monate später die österreichischen Truppen in der Schlacht bei Wagram und beendete damit erfolgreich den ganzen Krieg.

Der weitere Verlauf des 19. Jahrhunderts war im Mittel- und im Unterlauf der Donau von vielen Unabhängigkeitskriegen geprägt. Während einige Völker um ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich kämpften, wollten sich die anderen ethnischen Gruppen von der Habsburger Herrschaft befreien. Es entstanden neue Nationen, die sich auf ihre eigene Tradition und ihre eigene Kultur beriefen.

Im 20. Jahrhundert teilte die Donauregion das Schicksal des ganzen europäischen Kontinents. Auf Friedenszeiten folgten oft Spannungen und Kriege, Zerstörungen und andere Schicksalsschläge. Nach dem Zweiten Weltkrieg verband die Donau einige der reichsten Länder des kapitalistischen Westens mit den kommunistischen Staaten im Osten des Kontinents. Die Unterschiede, die sich während des Kalten Krieges herausgebildet bzw. vertieft haben, sind bis heute deutlich zu spüren, obwohl seit dem Fall des Eisernen Vorhangs inzwischen mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen ist. Der Westen ist immer noch wohlhabender als der Osten, aber es braucht Zeit, um die Spuren der jahrzehntelangen Teilung des Kontinents zu beseitigen.

Da die Donau ein langer Fluss ist, der mitten durch Europa fließt und 10 Länder miteinander verbindet, fällt es schwer, wichtige historische Persönlichkeiten zu finden, bei denen sich keinerlei Verbindung zum Donauraum feststellen lässt. Viele europäische Künstler, Architekten, Schriftsteller, Denker und Wissenschaftler wurden in der Donau-Region geboren, haben zeitweise dort gewirkt und gelebt, die eine oder andere Gegend an der Donau besucht oder das Leben der Menschen entlang der Donau, ihre Kultur oder ihre Tradition beeinflusst.

Die meisten wichtigen Landschaften und Denkmäler entlang der Donau befinden sich heute unter Natur- bzw. unter Denkmalschutz. Dies überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass an den Ufern der Donau mehr als 20 Nationalparks und zahlreiche archäologische Fundstätten und historische Bauwerke sowie andere Denkmäler liegen. Einige stammen noch aus der prähistorischen Zeit oder aus der Antike, die anderen aus dem Mittelalter, aus der Epoche des Barock oder aus jüngerer Vergangenheit.

Auf der UNESCO World Heritage List (http://whc.unesco.org) stehen mehrere Welterbestätten aus der Donau-Region. Darunter gibt es sowohl Kultur- als auch Naturerbestätten: die Regensburger Altstadt mit Stadtamhof (Deutschland), die Kulturlandschaft Wachau und das historische Zentrum von Wien (Österreich), der Uferbereich der Donau, Andrássy-Straße und Burg Buda in Budapest (Ungarn), das antike Felix Romuliana (auch: Gamzigrad) in Serbien, das Donaudelta in Rumänien und das Biosphärenreservat Srebarna in Bulgarien. Darüber hinaus stehen viele weitere Kultur- und Naturdenkmäler bereits auf den sog. Tentativlisten, d. h. auf nationalen Vorschlaglisten für das UNESCO-Welterbe.

Am wertvollsten ist aber mit Sicherheit der Fluss selbst - die Donau in ihrer Gesamtlänge, mit ihren Ufern und mit allem, was sich entlang dieser Ufer befindet. Die Donau ist das Herz Europas, ein historischer, traditionsreicher Verkehrsweg von schier unermesslicher Bedeutung, eine Verbindung zwischen unterschiedlichen Völkern, Traditionen und Kulturen.

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