An den Ufern der Donau oder in ihrer unmittelbaren Nähe leben heute über 100 Millionen Menschen. Für sie alle stellt der Fluss eine essenzielle Lebens- und Einnahmequelle dar.

In der Vergangenheit war die Bevölkerungsdichte natürlich nicht ganz so hoch, aber der Donauraum war im Vergleich zu den anderen Regionen immer sehr dicht besiedelt. Die Ursache dafür waren in erster Linie die natürlichen Ressourcen der Donau, die reiche Tier- und Pflanzenwelt an ihren Ufern, der fruchtbare Boden und die einmalige geografische Lage. Dies ließ den Handel florieren, führte aber auch vielmals zu Kämpfen und Kriegen.

Die ältesten Kulturen, die sich entlang der Donau entwickeln konnten, kennen wir nur aufgrund von archäologischen Funden. Da diese Kulturen keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben, werden wir ihre ursprünglichen Namen niemals erfahren und so mussten sie nach den Orten benannt werden, wo ihre Überreste gefunden wurden. Dies ist beispielsweise mit der kupfersteinzeitlichen Vinča-Kultur der Fall (nach der Ortschaft Vinča in der Nähe der serbischen Hauptstadt Belgrad) oder mit der jung- und mittelsteinzeitlichen Siedlung Lepenski Vir am Eisernen Tor, ebenfalls in Serbien.

Danach kamen die Kelten, die Griechen und die Römer, die sich in dieser Gegend mehrere Jahrhunderte lang halten konnten. Im Mittellauf der Donau wurden 19 römische Kaiser geboren: 3 von ihnen im heutigen Kroatien und 16 von ihnen im heutigen Serbien, darunter auch Konstantin der Große, der mit der sog. Mailänder Vereinbarung den Aufstieg Christentums zur offiziellen Religion im Römischen Reich einleitete.

Die Völkerwanderung verwandelte die Donau-Region in einen Schmelztegel von Völkern und Kulturen. Die Hunnen, die Awaren und die Goten, aber auch unterschiedliche slawische Stämme um hier nur einige zu nennen - haben sich im 5. und im 6. Jh. n. Chr. alle hier angesiedelt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich aus dieser Mischung stufenweise die ethnischen Gruppen entwickelt, wie wir sie heute kennen.

Vom 4. bis zum 15. Jahrhundert war die Donau ein wichtiger Handelsweg für byzantinische Kaufleute. In der Epoche der Kreuzzüge, zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert, ermöglichte der Fluss den Kreuzfahrern, einfacher und schneller mit ihren Truppen nach Kleinasien zu gelangen. Später wurden der Unter- und ein Großteil des Mittellaufs der Donau dem Osmanischen Reich einverleibt. Die Herrschaft über einige Gebiete konnten die Osmanen für mehrere Jahrzehnte oder gar für mehrere Jahrhunderte behalten. Ihre Eroberungen wurden von einer Migrationswelle begleitet; die Neuankömmlinge errichteten Häuser, Moscheen und andere Bauwerke, von denen nur noch wenige bis heute erhalten geblieben sind.

Auch nach der osmanischen Zeit gab es mehrere Migrationswellen. Jedes Mal brachten aber die Zuzügler ihre eigene Kultur und ihre eigenen Gepflogenheiten, Sitten und Bräuche mit sich und bereicherten dadurch ihre neue Umgebung. Sie und die Alteingesessenen beeinflussten sich gegenseitig und konnten viel voneinander lernen. Schon seit Jahrhunderten und Jahrtausendenden gelingt es den Menschen in dem Donauraum, aus unterschiedlichen Traditionen und Einflüssen eine hochinteressante und spannende Mischung entstehen zu lassen, die sie und ihre Region so einzigartig und faszinierend macht.

Obwohl es keine offiziellen Statistiken darüber gibt, geht man davon aus, dass im Donauraum 20 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Neben den Amtssprachen der Anrainerstaaten (Deutsch, Slowakisch, Ungarisch, Kroatisch, Serbisch, Rumänisch, Bulgarisch, Ukrainisch und Moldawisch) gibt es auch zahlreiche kleinere Sprachen und Dialekte. Dank der regen historischen Beziehungen und engen Verbindungen innerhalb der Region selbst sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Nationalsprachen in manchen Fällen äußerst gering, wie z. B. zwischen dem Serbischen und Kroatischen oder zwischen dem Rumänischen und Moldawischen.

In der slowakischen Hauptstadt Bratislava (dt. Pressburg) wurden in der Vergangenheit drei Sprachen gesprochen: Slowakisch, Deutsch und Ungarisch. Diese schöne Tradition konnte sich leider nicht bis heute halten. Die meisten Einwohner von Bratislava sprechen heutzutage nur Slowakisch, eine westslawische Sprache, die mit dem Tschechischen aufs Engste verwandt ist und auch von vielen Polnisch-Sprechern zumindest teilweise verstanden wird. Und so können viele Menschen aus dem Donauraum, auch ohne mehrsprachig zu sein, mit ihren Nachbarn aus anderen Ländern ungehindert kommunizieren.

Neben der Mehrheitsbevölkerung gibt es in den 10 Donauländern etliche ethnische Minderheiten: Juden, Türken, Roma usw. In Teilen Ungarns, Kroatiens, Serbiens und Rumäniens leben außerdem heute noch zumindest einige Donau-Schwaben. Bereits im 12. Jh. gab es in dieser Region deutsche Bergleute und Händler. Nachdem die Osmanen endgültig vom linken Donauufer verdrängt worden waren, siedelten sich Ende des 17. und im Laufe des 18. Jahrhunderts viele Deutsche in der Pannonischen Tiefebene an, die davor durch die Türkenkriege größtenteils entvölkert war. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa eine Million Donau-Schwaben in der Region. Nach dem Krieg sahen sich jedoch viele von ihnen gezwungen, ihre Städte und Dörfer zu verlassen.

Eine äußerste interessante ethnische Minderheit stellen auch die Lipowaner dar. Sie leben in dem Donaudelta- in der Ukraine, in Rumänien und in Moldawien. Sie sind altgläubige orthodoxe Christen, die eine sehr archaische Variante des Russischen sprechen. Die Lipowaner haben Russland nach der Glaubensreform von 1654 verlassen, die sie nicht annehmen wollten. Sie galten als Raskolniki und wurden deswegen verfolgt. Die meisten Lipowaner leben heute in der ukrainischen Stadt Wylkowe. Traditionell bauten sie ihre Häuser aus Lehm und Schilf, den einzigen Materialien, die sich im Sumpfland des Donaudeltas finden ließen. Solche Häuser waren nicht von langer Dauer und mussten alle paar Jahre neu gebaut werden.

Trotz aller kleineren oder größeren Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen im Donauraum, haben alle Menschen, die an den Ufern dieses großen Flusses leben, viele Gemeinsamkeiten. Sie feiern gerne Feste und lieben gutes Essen, bauen von alters her Wein an und pflegen heute noch viele interessante Traditionen. Viele von ihren Liedern und Gedichten sind der Donau gewidmet, dem großen, mächtigen Fluss, der auch in ihrem Alltag nach wie vor eine wichtige Rolle spielt.
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