Die Bodenbeschaffenheit in der Umgebung der serbischen Stadt Vršac (dt. Werschetz, 35.000 Einwohner) und in den 23 umliegenden Dörfern (Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde: 52.200) ist für den Weinbau außerordentlich gut geeignet. Lehm, Sandboden und Quarz bieten ideale Bedingungen für einen erfolgreichen Reifungsprozess. Die Trauben, die spät geerntet werden, haben nicht selten einen Zuckergehalt von bis zu 35%. Das gemäßigte Kontinentalklima in dieser Region ist ein weiterer positiver Faktor. Der Südostwind Košava hilft, den Boden auszudörren und die Trauben gegen verschiedene Krankheiten zu schützen.
Die Weinberge von Vršac befinden sich auf den Hängen und am Fuße eines nahliegenden Bergs mit 399 Metern Höhe. Sie stammen noch aus der dakischen und römischen Zeit. Urkundlich werden sie jedoch erstmals 1494 erwähnt, als im Auftrag des ungarischen Königs Ladislaus ein Fass Wein aus Vršac für 10,5 goldene Forint erworben wurde. Einige Jahrzehnte davor, Mitte des 15. Jh., wurde in unmittelbarer Nähe der Stadt, auf dem Gipfel des Hügels von Vršac ein Turm errichtet. Dieser Turm wird als der Turm von Vršac bezeichnet und gilt heute als ein wichtiges Symbol der Stadt.
Ab 1718, nach dem Abzug der Türken aus diesem Gebiet, siedelten sich im Zuge der planmäßigen Wiederbesiedlung der pannonischen Tiefebene hier nach und nach u. a. auch Weinbauern aus dem deutschen Rheintal, aus Elsass, Lothringen und der Mosel an. Die meisten von ihnen ließen sich in Gudurica (dt. Kudritz) nieder, einem Dorf in der Nähe von Vršac. Unter den Siedlern befand sich auch ein gewisser Johan Tetz aus Elsass, der die erste Weinkellerei in Gudurica baute. Ein nahe gelegener Hügel wurde später nach ihm Tetz-Hügel benannt.
Wussten Sie schon?
Um eine Flasche Wein zu erzeugen, benötigt man 600 Trauben. Wein hat genauso viele Kalorien wie die gleiche Menge an Traubensaft.
In der Stadt Vršac selbst ließen sich die ersten Deutschen im Jahre 1723 nieder, und zwar in drei speziell für sie gebauten Straßen. 1792 lebten hier 5.200 Serben und 3.100 Deutsche. Die serbischen und die deutschen Stadtteile von Vršac vereinten sich 1794. Dank diversen Privilegien und dem im Jahre 1804 erworbenen Stadtrecht entwickelte sich Vršac in der darauffolgenden Zeit zu einer wohlhabenden Stadt mit blühender Wein- und Seidenproduktion. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Gegend um Vršac zum größten Weinbaugebiet im damaligen Ungarn und wahrscheinlich auch in ganz Europa. Die Weinberge bedeckten eine Gesamtfläche von 10.000 Hektar. Nach der Rekordernte von 1875 konnte sogar eine Million Eimer Wein (1 Eimer = 56 Liter) produziert werden. Fünf Jahre später baute der schweizerische Weinhändler Staub einen Weinkeller in der Nähe von Vršac und nannte ihn Helvetia. Dieser Keller ist heute noch in Betrieb.Mit 1.800 Hektar unter Weinbergen stellt das Unternehmen Vršački Vinogradi heute mit Sicherheit den größten Weinproduzenten in der ganzen Weinregion dar. Es produziert eine breite Palette von Spitzenweinen: Blaufränkisch, Welschriesling, Muskat-Ottonel, Weißburgunder, Chardonnay, Rheinriesling und halbsüßen Welschriesling Spätlese. Die alte Weinkellerei in Gudurica kann bis zu 150 Personen bewirten.
Der Weinkeller des Unternehmens Vršački Vinogradi ist eine Perle der Architektur. Bis zu 34,2 Millionen Liter Wein können dort gelagert werden. Errichtet von 1964 bis 1967, in Y-Form, war er im ganzen ehemaligen Jugoslawien bekannt. Als einer von drei größten Weinkellern Europas (neben Listel in Frankreich und Lograno in Spanien) besteht er aus fünf Galerien: einer unterirdischen und vier oberirdischen. Dort befinden sich 580 spezielle, mit Glasfliesen ausgekleidete Betonbehälter. Die Kellerei ist auch für ihre Spirituosen berühmt, z. B. für ihren natürlichen Weinbrand (45%), für ihren Muskat-Traubenschnaps (serb. muskatna lozovača 45%), für ihren Grappa (serb. vršačka grapa, 43%) und für ihren Gold-Weinbrand (serb. vinjak Gold 40%).
Ebenfalls einen Besuch wert sind die Weinkellereien Vinik (produziert weißen und roten Vržole-Wein sowie Vržole Bermetto her), Krstov, Selecta Stojšić (mit Platz für bis zu 50 Besuchern für Weinverkostungen und mit 2 Doppelzimmern für Übernachtungen), Nedin, AS und Rab – alle liegen an der Weinstraße von Vršac. (Termine nur nach Vereinbarung.)
Bei Ihrem Vršac-Aufenthalt sollten Sie sich auf jeden Fall Zeit dafür nehmen, die schöne Architektur dieser Stadt zu bewundern. Vršac ist der Sitz der Eparchie Banat der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Einen Besuch wert sind vor allem die serbisch-orthodoxe Kirche, gebaut im Jahre 1728, die rumänisch-orthodoxe Kirche (1912) und die rumänisch-katholische Kirche (1863). Neben mehreren Kirchen, Kapellen und Klöstern, ist auch ein Haus sehenswert, in dem 1944 Tito einige Zeit verbracht hatte und wo sich heute ein Museum befindet.DANUBE.TRAVEL kontrolliert nicht die von anderen Nutzern und/oder Besuchern generierten Inhalte, noch stellt dieser Inhalt eine Stellungnahme, Meinung, Empfehlung oder eine Wertung von DANUBE.TRAVEL dar. Für weitere Informationen verweisen wir auf die Nutzungsbedingungen der DANUBE.TRAVEL-Website.